RPG-Expertise geht verloren: Risiken für laufenden Geschäftsbetrieb
Für viele Organisationen bildet die IBM-i-Plattform seit Jahrzehnten ein verlässliches Fundament. Die Systeme laufen stabil, sind oft tief in Prozesse eingebettet und gelten als nahezu unverwüstlich. Doch ein Risiko wächst - nicht technischer Natur, sondern organisatorisch: Das Wissen über RPG-Anwendungen verschwindet. Fachleute sprechen bereits von einem strukturellen Engpass, der die Zukunft geschäftskritischer Abläufe bedrohen kann.
ASNA, ein führender Dienstleister auf dem IBM-i-Markt, warnte Ende 2024, dass die durchschnittlichen RPG-Entwicklerinnen und -Entwickler auf das Rentenalter zusteuern. Auch IT Jungle, ein unabhängiges Online-Fachmagazin aus dem IBM-i-Bereich, unterstrich dieses Bild Anfang des Jahres und bezeichnete die Situation als "eine der dringendsten Skill-Gaps in der Enterprise-IT.“
Die Expertise wandert schrittweise in den Ruhestand
In RPG-Teams zeigt sich seit Jahren ein eindeutiger Trend: Die meisten Spezialist:innen befinden sich im letzten Abschnitt ihrer Karriere. IT-Jungle weist darauf hin, dass sich der Großteil des tiefen RPG-Wissens in einer Altersgruppe konzentriert, die den Markt in den kommenden Jahren nahezu geschlossen verlassen wird.
Gleichzeitig entsteht kein Nachwuchs. Hochschulen und IT-Ausbildungswege widmen traditionellen IBM-Sprachen kaum Aufmerksamkeit, und junge IT-Talente wählen selbstverständlich modernere Technologien – Cloud-Stacks, API-Programmierung, KI-Frameworks oder Data Engineering.
Die Folge: Anwendungen bleiben geschäftskritisch, aber die Menschen, die ihre Logik, Ausnahmen und historischen Entscheidungen verstehen, werden Jahr für Jahr weniger.
RPG-Kompetenz wird im DACH-Markt zunehmend zur Mangelware
Laut Bitkom fehlen in Deutschland derzeit rund 109.000 IT-Fachkräfte, was 85 % der befragten Unternehmen als Engpass bezeichnen. Konkrete Zahlen zum Nachwuchs- oder Neueinstiegsanteil im deutschsprachigen Markt liegen derzeit zwar nicht frei verfügbar vor, doch auf Basis unserer Analyse des Stellenmarkts sowie unserer Gespräche mit IBM-i-Experten zieht Thinkwise den klaren Rückschluss, dass auch in der DACH-Region eine deutliche Nachwuchslücke im RPG-Bereich besteht.
Unternehmenskontinuität, die auf einem schwindenden Skillset beruht
In vielen Organisationen hängt das Wissen über kritische Anwendungen an nur ein oder zwei Spezialistinnen und Spezialisten. Bei Audits taucht daher immer häufiger die Frage nach dem "Bus-Faktor" auf: Was passiert, wenn diese Personen das Unternehmen verlassen? Gartner beschrieb Legacy-Expertise Ende 2024 als „eines der fünf größten operativen Risiken“ in maßgeschneiderten, individuell entwickelten Umgebungen. Nicht, weil IBM i versagen würde, sondern weil die Geschäftslogik in vielen Fällen vollständig mit der Arbeit langjähriger Entwicklerinnen und Entwickler verflochten ist.
Darüber hinaus gerät auch die Technologie selbst unter Druck. RPG-Anwendungen sind über Jahre historisch gewachsen und relativ monolithisch aufgebaut, was die Anbindung an moderne Cloud-Dienste, Datenarchitekturen, APIs oder KI-Anwendungen zunehmend erschwert. Selbst mit ausreichend Entwicklerkapazität hätten viele Organisationen Schwierigkeiten, diese Anwendungen langfristig flexibel und anpassungsfähig zu halten.
Innovation wird langsamer und unsicherer
Die Auswirkungen zeigen sich deutlich in Veränderungsprojekten. Was früher kleine Routineanpassungen waren, ist heute von seltenem Spezialwissen abhängig.
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Durchlaufzeiten steigen, weil niemand die Logik vollständig überblickt.
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Impact-Analysen werden ungenau, da die Abhängigkeiten in gewachsenen Altanwendungen schwer nachvollziehbar sind.
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Integration moderner SaaS-Lösungen kostet unverhältnismäßig viel Zeit.
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Automatisierungs- und Transformationsprojekte verzögern sich, weil unklar bleibt, welche Teile der Anwendung betroffen sind.
Hexaware, ein international tätiger IT-Dienstleister und Modernisierungsspezialist, stellte bereits früher fest, dass Organisationen, die mit Sprachen wie RPG arbeiten, „überproportional stark von Talentlücken betroffen sind“ und betonte zugleich, dass diese Sprachen „nicht für moderne digitale Transformationen entwickelt wurden“. Dadurch werden Ambitionen in den Bereichen KI, Datenanalyse, Integration oder Echtzeitprozesse auf der bestehenden technischen Basis nur schwer realisierbar.
Modernisierungswege und Risiken
Mit dem schwindenden RPG-Know-how stehen viele Unternehmen vor der Frage, wie sie mit ihren über Jahrzehnte gewachsenen Legacy-Anwendungen weiter verfahren sollen. In der Praxis kristallisieren sich vier typische Handlungsoptionen heraus:
1. Interne Umschulung
Mitarbeitende aus anderen Bereichen werden in RPG eingearbeitet. Das schafft kurzfristig Entlastung, löst jedoch weder den strukturellen Fachkräftemangel noch die geringe Attraktivität der Sprache für Nachwuchstalente.
2. Manuelle Modernisierung oder komplette Neuentwicklung
Einige Organisationen setzen auf manuelle Modernisierungsprojekte oder wählen den vollständigen Neubau ihrer Anwendungen. Solche Vorhaben dauern viele Jahre, sind kostenintensiv und technisch riskant – insbesondere, weil die ursprüngliche Geschäftslogik oft unzureichend dokumentiert ist.
3. Wechsel zu Standardsoftware
Der Umstieg auf ERP- oder Branchenlösungen erscheint zunächst naheliegend. Allerdings enthalten viele RPG-Altanwendungen hochgradig individuelle, über Jahrzehnte optimierte Prozesse, die sich in Standardsoftware nur schwer oder sogar gar nicht ohne Funktionsverlust abbilden lassen.
4. KI-gestützte, automatisierte Modernisierung
Eine zunehmend relevante Option ist die automatisierte Modernisierung mithilfe künstlicher Intelligenz. Hierbei werden bestehende RPG-Anwendungen analysiert, interpretiert und direkt in eine moderne Plattform-Architektur überführt – inklusive Datenstrukturen, Logik und Funktionsumfang.
Eine neue Alternative: KI-gestützte Modernisierung
Ein vierter Weg gewinnt zunehmend an Bedeutung: die automatische Modernisierung auf Basis künstlicher Intelligenz. Dabei werden bestehende RPG-Anwendungen direkt in eine moderne Applikationsstruktur innerhalb des Thinkwise-Plattform überführt. Dieser Ansatz unterscheidet sich grundlegend von manuellen Modernisierungsprojekten oder kompletten Neuentwicklungen, da vollständige Anwendungen in einem Schritt analysiert, interpretiert und übertragen werden können – einschließlich Geschäftslogik, Datenstrukturen und Benutzeroberflächen.
Für diesen Zweck hat Thinkwise den KI-Upcycler entwickelt, der diese Übersetzungsarbeit vollständig automatisiert – ohne dass die Anwendung neu gebaut werden muss. Diese neue KI-Generation ist eine Weiterentwicklung der bewährten Upcycler-Technologie und ermöglicht es, kompletten RPG-Quellcode automatisch zu erfassen und in ein modernes, modellbasiertes Application Framework zu überführen. Damit entsteht eine realistische und risikoärmere Alternative zu langwierigen Neuentwicklungen – bei gleichzeitigem Erhalt der gewachsenen Geschäftslogik.
Der RPG-Fachkräftemangel verschärft sich – sichern Sie Ihre IBM-i-Anwendungen, bevor kritisches Wissen verloren geht. Erfahren Sie, wie Thinkwise Ihre RPG-Systeme automatisiert modernisiert.
